Noch nie haben wir für eine derart kurze Tour eine so intensive Vorbereitung gebraucht. Die einheimischen Tiroler würden unseren Weg sicher in weniger als zwei Tagen mit leichtem Gepäck und ohne jedes Training durchsteigen. Für uns ist jedoch Vieles neu. Steigeisen, Eispickel, alpine Wetterkunde und Umgang mit dem Halbseil müssen wir uns vor Tourbeginn noch aneignen bzw. erst einmal kaufen.
Hinzu kommt noch, dass wir über Nacht in keinen voll belegten Schlafsaal einer Alpenhütte gequetscht werden wollen. Um den fehlenden Kontakt zu Gleichgesinnten ist es dennoch schade. Aber warscheinlich gäbe es in der Martin-Busch-Hütte am Europäischen Fernwanderweg E5 so kurzfristig eh keine freie Bleibe mehr. So freuen wir uns, bepackt wie eine kleine Expedition, auf eine Nacht im Biwaksack mit nichts außer Wolken und Sternen über uns. Trotz Wegsperrung, kaputter Isomatte, Frost und Gewitter erreichen wir nach zwei Nächten im Freien den Gipfel des Hauslabkogel auf 3402 Metern. Er ist unser Ausweichgipfel zur Hinteren Schwärze. Zum Glück kam es so, denn dort stellen sich die Seilschaften förmlich an. Voller Stolz schleppen wir am Ende der dritten Biwaknacht mit schmerzenden Schultern unsere 60 Kilogramm Ausrüstung (ich dachte mir, als Hochtourenunerfahrene sollten wir lieber zu viel als zu wenig mitnehmen) wieder ins Tal und freuen uns auf einen erholsamen Abend in der Therme Erding.